Spuren der Vorgeschichte — archäologische Funde
Mittelsteinzeit (8000-5500 v. Chr.)
Die ältesten archäologischen Funde auf der Gemarkung von Espasingen gewähren uns Einblicke in eine Zeit, als der Mensch noch nicht sesshaft war. Das Klima war ähnlich wie heute, mit Birken- und Kiefernwäldern sowie Haselnüssen als wichtiger Nahrungsquelle. Jagd auf Rothirsch, Reh und Wildschwein war üblich, während Treibjagden aufgrund der dichten Waldvegetation schwieriger wurden. Feuerstein-Artefakte sind die Hinterlassenschaften dieser Zeit, hauptsächlich von Paul Weber gesammelt, der über 64.000 Artefakte aus der Region aufgesammelt hat. Die Feuersteingeräte wurden mit lokalem Feuerstein hergestellt und zeugen von hochspezialisierter Technik. Fundstellen zeigen, dass der Seespiegel damals etwa 5 m höher lag als heute, und die Gegend um Espasingen war eine reiche Jagdregion mit gutem Fischfang. Es wird vermutet, dass mobile Menschengruppen temporäre Unterkünfte errichteten, um die Gegend zu nutzen.
Jungsteinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit (6.-1. Jahrtausend v. Chr.)
In dieser Zeit finden sich im Gegensatz zur Mittelsteinzeit auf der Espasinger Gemarkung nur wenige Spuren. Funde von Feuersteinen aus der Jungsteinzeit (5500-2000 v. Chr.) legen nahe, dass Menschen diese Jagdgebiete weiterhin besuchten. In Bodman-Ludwigshafen sind jedoch zahlreiche Pfahlbauten aus dieser Zeit nachgewiesen. Einige wenige Keramikscherben aus dem südlichen Espasingen stammen aus der beginnenden Eisenzeit (ca. 800 v. Chr.). Ein Grabhügel im Wald „Bogental“ deutet darauf hin, dass Menschen der Bronzezeit oder frühe Kelten der Hallstattzeit in der Nähe lebten. Diese Hügel, oft mit reich verzierten Gefäßen, sind typisch für die frühkeltische Hallstattkultur. Im Verlauf der Hallstattzeit änderte sich der Bestattungsritus, und Grabhügel wurden seltener zugunsten von Flachgräbern. Möglicherweise wurden sie von Familien oder kleinen Siedlungseinheiten genutzt, während Siedlungen vermutlich in der Nähe lagen. Es gibt auch Hinweise auf hallstattzeitliche Siedlungen in den Torkeläckern südlich des Ortes, aber ohne weitere Funde sind keine gesicherten Aussagen möglich.
Römische Kaiserzeit (15 v. Chr. – 259/260 n. Chr.)
Aus dieser Zeit sind in Espasingen eindeutige Siedlungsspuren nachweisbar. Im Neubaugebiet “Hopfengarten” wurden Mauerreste eines römischen Gebäudes entdeckt, das möglicherweise zu einem Gutshof gehörte. Die Bauweise deutet auf ein eher kleines Gebäude hin, möglicherweise ein Nebengebäude. Funde aus der Baugrube stammen aus dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. Die römische Besiedlung des westlichen Bodenseebereichs begann gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. und endete mit dem Rückzug der römischen Truppen um 259/260 n. Chr. Weitere römische Gutshöfe sind aus der Umgebung bekannt. Alamannische Siedlungen entstanden im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. und breiteten sich ab dem 5. Jahrhundert flächendeckend aus. Über alamannische Siedler in Espasingen ist wenig bekannt, aber der Ortsname deutet auf eine alamannische Gründung hin. Es wird vermutet, dass Espasingen ein Teil des Fiskus oder der Königspfalz Bodman war und möglicherweise sogar alamannisches Herzogsgut beherbergte, das bis in die vorkarolingische Zeit zurückreicht. Die Kelhofsiedlung lag vermutlich im Bereich der heutigen Kirche an der Straße von Stockach nach Bodman bzw. Ludwigshafen.
Quelle:
Zusammenfassung aus der Ortschronik Espasingen zum 1100-jährigen Bestehen von Espasingen (Autor: Jürgen Haid)
Titelbild: Beispielhafte Abbildung, Holger Merk